Fair gehandelt? von Elizabeth Currid-Halkett


Elizabeth Currid-Halkett | btb Verlag | 367 Seiten | Sachbuch | Broschiert 12,00 €



"In den letzten Jahren hat sich eine neue kulturelle Elite gebildet, die sich anders als die Spaß- und Erlebnisgesellschaft der 1990er- und 2000er-Jahre durch »bewussten Konsum« bzw. betonten Konsum-Verzicht vom Rest der Gesellschaft abzuheben versucht. Es geht der sogenannten »aspirational class« dabei um die richtige Entscheidung, nicht um die günstigste oder teuerste Entscheidung.

Die promovierte Soziologin und Stadtplanerin Elizabeth Currid-Halkett zeichnet in ihrem vielbeachteten Buch ein eindrucksvolles Bild dieser neuen Elite und argumentiert, dass die ethisch und ökologisch wohlinformierten Lifestyle-Entscheidungen der vermeintlich moralisch Überlegenen die Spaltung der Gesellschaft jedoch nicht verringert oder gar überwinden hilft. Im Gegenteil: Die Konsumgewohnheiten der neuen Elite reproduzieren und verstärken sogar noch die Kluft zwischen den mobilen, weltoffenen und gebildeten Schichten und den ohnehin schon Abgehängten, den weniger Entscheidungsfreien."

Dieses Buch erregte beim Bloggerportal sofort meine Aufmerksamkeit, da ich eine Weile zuvor das Buch „Konsum – Warum wir kaufen, was wir nicht brauchen“ von Carl Tillessen gelesen habe und „Fair gehandelt“ natürlich mit in diese Richtung geht.

Prof. Dr. Elizabeth Currid-Halkett ist Soziologin und Stadtplanerin und lehrt an der renommierten University of Southern California. In ihrem Buch beschreibt sie, wie die Reichen ihre Statussymbole auswählen und was passiert, wenn die Mittelschicht aufholt und sich plötzlich ebenfalls Statussymbole leisten kann. Der Inhalt spiegelt die aktuelle Lage in den USA dar, kann aber auch auf Europa bezogen werden. Denn beim Lesen wird klar, dass es Parallelen gibt und des öfteren nickte ich unbewusst und begriff „Aha, so ist es auch in Deutschland.“
Begriffe wie der demonstrative und unauffällige Konsum sind Themen, die näher gebracht werden. Ich empfinde den Lernfaktor und auch das Hintergrundwissen, welches vermittelt wird, unglaublich hoch und interessant. Die Frage, warum wir konsumieren und was wir damit ausdrücken wollen, wird so durchdacht dargestellt, dass man das Buch auch kaum aus der Hand legen kann. 

Es wird in diesem Buch mit sehr vielen Fakten und Daten gearbeitet, was für manchen interessant ist, ich allerdings als sehr erdrückend empfand. Da gibt es Seiten, da stehen nur Prozentsätze und andere Zahlen. Was dem Buch im Gesamtumfang keinen Abbruch tut, aber dennoch gesagt werden muss. 

Meiner Meinung nach gehört dieses Buch, genauso wie „Konsum“ von Carl Tillessen, zur Pflichtlektüre der heutigen Schulen. Aber auch außerhalb davon, sollten diese Themen Beachtung finden, denn als Leser reflektiert man sich damit und man wird sich bewusst, wie man selbst konsumiert.

"Durch ihre Entscheidungen, Geld für immaterielle Dinge auszugeben, weichen die neuen Eliten immer mehr vom Verbraucherverhalten der Mittelschicht ab, ganz zu schweigen von dem der unteren Einkommensgruppen und richtig Armen. Durch diese Abweichungen werden die Normen, symbolische Grenzen und das kulturelle Kapital geschaffen, durch welche alle anderen ausgeschlossen und die Unterschiede zwischen diesen zwei voneinander unabhängigen Teilgesellschaften sehr offensichtlich werden. Zudem, und das ist noch beunruhigender, sind die Dinge, für die die wohlhabende, aufstrebende Klasse wirklich Geld ausgibt - Bildung, Gesundheit, Kinderbetreuung -, genau die Dinge, welche das gesellschaftliche Kapital bilden und über Generationen hinweg Grenzen zwischen den Klassen schaffen, die mit materiellen Gütern nahezu unmöglich zu überwinden sind."
S. 122


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