Gedankenkarussel // zu Instagram


Ich lese seit ich Denken kann. Bücher haben mir schon immer viel bedeutet, sie haben wesentlich meine Kindheit und spätere Jugend geprägt. Und das nicht nur im guten Sinne.

Ich wurde ausgelacht und mit Spott belächelt wenn gefragt wurde, was ich für ein Hobby habe.
'Bücher lesen' war meine Antwort. Die Scham setzte sein, immer wenn ich danach gefragt wurde. Ich wurde unsicher, habe es nicht mehr erwähnt.
Eine Zeit lang stellte ich daraufhin sogar das Lesen ein. Aber die Geschichten konnten mich nicht loslassen und so begann ich wieder damit. Bücher und deren Charaktere wurden meine besten Freunde, die mich lehrten stark zu werden. Mit jeder Seite.



Heute bin ich Mitte 20, liebe und akzeptiere mich selbst mit all meinen Stärken und Schwächen, bin selbstsicher und ein kleines bisschen arrogant. Wenn ich gefragt werde, was ich in meiner Freizeit mache, dann antworte ich stolz 'Bücher lesen'. Da ist kein Schamgefühl mehr. Dank der Bücher.
Was mir dennoch die ganze Zeit fehlte, war jemand mit dem ich mich über außergewöhnliche Welten und interessante Charaktere austauschen konnte. In meiner kleinen Stadt im Osten Sachsens gibt es niemanden, der liest. Keinen den ich kenne. Instagram gab mir daher eine gute Gelegenheit.

Am Anfang war es unglaublich schwer Fuß zu fassen, aber ich habe weitergemacht, habe regelmäßig gepostet, habe kommentiert, habe stundenlang Bilder gemacht, sie bearbeitet, bin gewachsen daran.
Irgendwann hatte ich wirklich Kontakt mit Menschen, die das Gleiche lieben wie ich. Das Lesen!
Aus dem Spaß wurde irgendwann im Laufe der Jahre Druck. Ich wollte unbedingt jeden Tag Bilder posten, habe mir feste Zeiten eingerichtet, habe Stunden vor dem Laptop verbracht um auch nebenbei noch Rezensionen zu verfassen. Der Druck wuchs weiter immer besser zu werden, ich wurde inaktiv.

Ein Wechsel aus Aktiv und Inaktiv folgte. Auch heute noch. Weil Instagram mir nicht mehr das gibt, was ich früher darin gesehen habe.

Instagram ist für mich ein zweites, gefährlicheres Facebook. Es geht nur noch um das Verkaufen, um Oberflächlichkeiten. Zahlen sind die Währung. Wer nicht mithalten kann, fällt zurück.
Der Gedanke, dass Instagram ein Sport geworden ist kommt mir. Hast du mal auf Pinterest oder generell im Netz gesehen, wie viele Beiträge es zum Thema "Wie erhöhe ich meine Reichweite und bekomme mehr Follower/Likes bei Instagram" gibt? Ist das nicht krank? Was verdammt noch mal ist so wichtig daran??



Wenn ich diese Zeilen tippe, vermisse ich das alte Instagram. Das gute Instagram. Ging es nicht mal darum, Bilder hochzuladen und sich auszutauschen? Oder täusche ich mich da?
Vielleicht liegt es an meiner Art von Bildern, meiner Persönlichkeit, meinem Content unter den Bildern... ich weiß es nicht. Aber wenn ich frage, bekomme ich keine Antwort. Es fehlt der Austausch. Instagram macht keinen Spaß mehr. Ich liebe es, Bilder zu bearbeiten mit schönen Filtern. Ich mag es, wie man etwas einfaches in etwas ansehnliches verwandeln kann. Und es sollte mir egal sein, wie es andere finden. Aber die Suche nach sozialer Anerkennung ist allgegenwärtig. Und niemand kann sich dem entziehen. Ich schweife ab.

Was ich dir mit diesem Post sagen will... Ich weiß es nicht genau. Ich wollte nur meine Gedanken teilen und vielleicht - ja, vielleicht - gibt es jemanden da draußen, der das hier liest und sich auch solche Gedanken macht. Dem es manchmal auch so geht. Oder jemand, der Tipps hat (nicht was meine Reichweite angeht) die mir helfen können, von solchen Gedanken Abstand zu nehmen. Denn es macht krank. Es macht depressiv, wenn man sich mit anderen vergleicht.

Ich wollte einfach nur bei Instagram jemanden finden, der sich mit mir austauscht. Weil ich es liebe Bücher zu lesen. Weil ich stolz auf dieses Hobby bin, welches mich schon seit Kindertagen begleitet. Weil ich aus Büchern gelernt habe. Weil ich gerne ein Bücherwurm bin und meinesgleichen gesucht habe.



Kommentare

  1. Ahoi liebe Claudia,

    was für ein schöner Post... kann ich so nachvollziehen! Und IG hat ja auch das Anzeigen in den Feeds so angepasst, dass eigentlich nur noch "die Großen" eine Chance haben, alles definiert sich über Klicks und Likes und das Vergleichen der Statistiken. An welchem Tag, um wie viel Uhr erreicht man die meisten? Ich finde auch, dass es doch eigentlich um den Spaß & die Freude an Ästhetik und Austausch gehen sollte ^^

    Wenn du magst: Ich nominiere dich für den Versatile Blogger Award und würde mich natürlich freuen, wenn du mitmachst.

    Liebe Grüße
    Ronja von oceanloveR

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    1. Hallo liebe Ronja,

      Danke für die Nominierung und dein liebes Kommentar.
      Da ja durch das letzte Update von IG die Likeanzahl nicht mehr sichtbar ist, bin ich gespannt wie sich das auswirkt. Es ist einfach erschreckend was aus dieser Plattform geworden ist und wie viel Negativität kursiert.
      Ich hoffe, wir werden das alles nicht zu nah an uns heranlassen und uns selbst den Spaß an der Sache nicht nehmen lassen.

      Liebe Grüße

      Claudia

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    2. Liebe Claudia,

      das sollten wir wirklich nicht! Bei mir sind die Likezahlen übrigens trotz Update noch da...

      Liebe Grüße und morgen einen schönen zweiten Advent!
      Ronja von oceanloveR

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  2. Hallo Claudia,
    ich freue mich, dass du über Instagram zu Gleichgesinnten gefunden hast. Das Problem, dass du in deinem Artikel aufzeigst, kenne ich. Auch bei mir gab es eine Zeit, in der ich nur wenig Personen kannte, mit denen ich mich über meine Lieblingsbücher hätte austauschen können. Mittlerweile habe ich aber auch einen guten Draht zu ein bis zwei Personen in näherer Umgebung gefunden, die meinen Lesegeschmack teilen.
    Die meisten Buchfreunde habe ich jedoch tatsächlich auch durch meinen Blog und Sociamediakanäle gefunden.
    Ich kann verstehen, dass du eine zeitlang in eine Art Druck geraten bist. Ich denke das passiert oft früher oder später, gerade, wenn man anfängt sich zu vergleichen. In diesen Momenten muss man versuchen, so denke ich zumindest, sich von diesen Gedanken wieder frei zu machen. Denn im Endeffekt ist es ein Hobby. Das Streben nach mehr bringt einen da nicht immer voran. Ganz im Gegenteil.
    Wichtig ist doch, dass man mit sich selbst zufrieden ist. Es ist wie im richtigen Leben: Ein kleiner Freundeskreis ist manchmal viel mehr wert, als ein großer Bekanntenkreis. Der Austausch und die Vertrautheit im kleineren Rahmen kann oft viel intensiver und gewinnbringender sein.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

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    1. Hallo liebe Tanja,

      was für tolle Worte! Ich glaube, es ist auch alles eine Arbeit an sich selbst, eine Art Weiterentwicklung. Manch einer schafft es, sich von diesem Druck und dem Streben nach Mehr zu befreien und ein anderer schafft es vielleicht nicht. Vielleicht wird es ja auch ab jetzt "besser" mit dem Vergleichen, denn mit dem neuen IG Update sind ja keine Likezahlen mehr sichtbar. Ich denke, das wird vielen den Druck nehmen.

      Es freut mich, dass du auch über Social Media und deinen Blog neue Leute kennengelernt hast, die die gleiche Leidenschaft wie du teilen. Man muss es ja auch positiv sehen, durch IG und generell das Internet hat man eventuell die Möglichkeit, seinen Freundeskreis zu erweitern. Aber wie du schon geschrieben hast, die Masse an Freunden macht es nicht aus.

      Liebe Grüße,

      Claudia

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